Es können hierbei prinzipiell alle Beine betroffen sein, da aber ca. 65% des Körpergewichts auf den Vorderbeinen lasten, sind v.a. auch diese betroffen.
Symptome
- Warme Hufe
- Pulsation der Zehenarterien
- Schmerzen, die sich je nach Schweregrad verschieden stark äußern können. Von einem „fühligen“ Laufen oder Hin-und Herverlagern des Gewichts von einem auf das andere Bein über einen typischen Rehegang (Trachtenfußung, untergeschoben Hinterhand, aufgekrümmter Rücken, Vorstrecken der Vorderbeine), der sich ganz besonders in einer engen Wendung zeigt, bis hin zu einem völligen Verweigern der Bewegung und dauerhaftem Liegen können alle Grade vorkommen.
- Beim Abdrücken mit der Hufzange reagieren Hufrehepatienten oft v.a. im Bereich der Sohle vor der Strahlbeinspitze, wobei ein fehlender Zangenschmerz nicht das Vorhandensein einer Hufrehe ausschließt!
- Wenn auf dem Röntgenbild schon Veränderungen im Sinne einer Drehung zu sehen sind, ist die Rehe in einen chronischen Zustand übergegangen. Hier kann man beurteilen, ob und wie weit das Hufbein abgesunken ist und ob das Hufbein noch parallel zu der Hornkapsel liegt oder ob es schon zu einer Rotation gekommen ist. Wenn das rotierte Hufbein auf die Sohlenlederhaut drückt, kann es zu einer Deformation (sog. Hutkrempenbildung) oder sogar Fraktur der Hufbeinspitze kommen.
- Vorgewölbte Sohle, wenn es zu einer Absenkung des Hufbeins gekommen ist.
Ursachen
Es gibt viele verschiedene Faktoren, die zu einer Hufrehe führen können.
Stoffwechselerkankungen wie das Equine Cushing Syndrom oder das Equine Metabolische Syndrom können über eine Insulinresistenz zu einer Hufrehe führen. Meist ist das in diesen Fällen ein chronisch- schleichender Prozess. Eventuell fällt bei diesen Pferden nur auf, dass sie „fühlig“ sind , wenn sie über Steine laufen. Allerdings können andere Faktoren bei solch vorbelasteten Pferden leichter zu einem akuten Reheschub führen.
Über den gleichen Mechanismus der Insulinresistenz kann auch bei hochdosierter medikamenteller Cortisongabe eine iatrogene Rehe ausgelöst werden.
Die Fütterungsrehe wird nicht, wie oft vermutet, über zu viel Eiweiß ausgelöst. Die eigentlichen Übeltäter sind Kohlenhydrate in nicht adäquater Menge.
Hier sind u.a. Fruktane zu nennen. Fruktane sind Polysaccharide (Mehrfachzucker), die im Gras gebildet werden, wenn die Energiegewinnung durch Photosynthese wegen zu niedriger Temperatur oder Feuchtigkeit nicht zum Wachstum der Pflanze führt. Diese Energie wird dann in Form von Fruktanen gespeichert. Säugetiere besitzen keine Enzyme um Fruktane aufzuspalten, d.h. Bakterien im Dickdarm übernehmen diese Aufgabe.
Als Nebenprodukt entsteht Milchsäure in großer Menge, wodurch der pH-Wert im Darm sinkt. Viele gram-negative Bakterien sterben durch diese Übersäuerung ab und Endotoxine (Zerfallsprodukte der Bakterien) können über die Darmwand in den Blutkreislauf gelangen (Endotoxämie). Nachfolgend kann es dann zu einer Schädigung der Lamellen des Hufbeinträgers führen.
Das gleiche passiert, wenn das Pferd große Mengen leicht verdaulicher Kohlenhydrate wie Getreide aufnimmt, wie z.B. beim Ausflug in die Futterkammer. Diese leicht verdaulichen Kohlenhydrate werden normalerweise schon im Dünndarm verarbeitet. Bei großer Menge jedoch ist der Dünndarm überfordert und Kohlehydrate gelangen vermehrt in den Dickdarm. Dort kommt es wiederum zu einer Verschiebung in der Darmflora mit den erwähnten Problemen. Generell werden Hufrehefälle in Verbindung mit Verdauungsstörungen zur endotoxischen Rehe gerechnet.
Die endotoxische Rehe entsteht auch, wenn durch andere Gründe Endotoxine in den Blutkreislauf gelangen. Dies kann bei einer schweren Kolik oder Darmentzündung der Fall sein oder auch bei einer Geburtsrehe. Wenn Nachgeburtsanteile in der Gebärmutter verbleiben, kann es zu einer Infektion kommen. Neben den Bakterientoxinen spielt hier auch noch eine Rolle, dass in dem Zeitraum um die Geburt herum mehr Gerinnungsfaktoren vorhanden sind, um die Umbauvorgänge zwischen Gebärmutter und Plazenta zu vereinfachen und um eine bessere Wundheilung in der Gebärmutter zu gewährleisten.
Auch verschiedene Giftstoffe wie z.B. Eibe oder Schwarznuss können zu einer Vergiftungsrehe führen.
Bei der Belastungsrehe führt eine dauerhafte Überbelastung eines Beines, wie z.B. bei einer Fraktur des gegenüberliegenden Beins dazu, dass es zu einer Unterversorgung der Huflederhaut mit Blut kommt und der Hufbeinträger sich löst. Hierbei kommt es dann meist eher zu einer Senkung des Hufbeins als zu einer Rotation, da sich das Pferd wegen der Grunderkrankung wenig bewegt und somit auch weniger Zug über die tiefe Beugesehne entsteht.
Therapie
Als erste Therapiemaßnahme muss die Ursache der Hufrehe abgestellt werden, beispielsweise muss bei einer Geburtsrehe die Nachgeburt abgenommen und eine Infektion bekämpft werden. Das Pferd darf kein Gras/Kraftfutter mehr bekommen. Es sollte allein mit Heu (unter Umständen 1 Stunde in Wasser eingeweicht um Fruktane auszuwaschen) und einem Mineralfutter ohne Getreide oder Melasse gefüttert werden.
Als Sofortmaßnahme, aber auch im späteren Verlauf der Erkrankung, erzielt man durch Kühlung der Hufe oft eine Linderung der Symptome.
Schon allein aus Tierschutzgründen sind bei der Therapie einer Hufrehe immer nichsteroidale Entzündungshemmer (NSAIDs), wie z.B. Phenylbutazon, Flunixin-Meglumin, Meloxicam oder Firocoxib einzusetzen, da eine Hufrehe eine sehr schmerzhafte Erkrankung ist. Zudem wird über den Schmerz und damit verbundenen Stress Cortisol produziert, was über eine Insulinresistenz zu einer Verschlimmerung der Hufrehe führen kann. Außerdem sollen die NSAIDs Entzündungsprozesse in der Huflederhaut stoppen. Evtl. sollte man hierbei an eine unterstützende Gabe von Medikamenten zum Magenschutz nachdenken, um der Gefahr von Magenge- schwüren vorzubeugen.
Desweiteren können Medikamente wie Acepromazin zur Gefäßweitstellung und Blutdrucksenkung und Heparin und Aspirin zur Gerinnungshemmung eingesetzt werden, um eine bessere Durchblutung zu gewährleisten.
Um möglichst wenig Druck auf den Hufbeinträger auszulösen, sollte das Pferd weich stehen. Am besten geeignet ist hier tiefer Sand oder eine tief eingestreute Spänebox, wenn kein Sand zur Verfügung steht.
Durch einen entsprechenden Gips- oder Polsterverband wird der Druck auf die Trachten und den Strahl verteilt und die Zehenspitze entlastet. Durch das Höherstellen der Trachten wird der Zug der tiefen Beugesehne reduziert, was die Gefahr einer Rotation des Hufbeins vermindert.
Sind Veränderungen auf dem Röntgenbild sichtbar, kann man dem Pferd durch einen Rehebeschlag bzw. durch entsprechende Hufbearbeitung helfen. Ziel ist es, die Hufbeinspitze zu entlasten und das Gewicht auf Trachten und Strahl zu verteilen, was z.B. durch ein umgedrehtes Eisen geschehen kann.
Der Huf wird so bearbeitet, dass wieder eine Parallelität zwischen Hufbein und Hornkapsel entsteht. Dieses muss unter Umständen in mehreren Schritten erfolgen und ist gerade bei chronischen Rehepatienten eine lebenslange Aufgabe. Anhand der Röntgenbilder kann entschieden werden, wieviel im Bereich der Trachten und Zehenspitze/ Dorsalwand beraspelt werden kann. Dabei ist eine Zusammenarbeit von Hufschmied und Tierarzt oft von Vorteil.